190E W201 W124 Radlager wechseln vorne
Da wir scheinbar im Moment die Vorderachsen aller Autos machen müssen bot es sich an den Radlager-Wechsel beim 190er mit der Kamera zu begleiten, eine relativ einfache und schnell erledigte Arbeit. Natürlich nur sofern alle Schrauben vorne einigermaßen gangbar sind, hier waren sie erst kürzlich alle gelöst um die Bremse und die Stoßdämpfer zu erneuern.
Wir starten also mit dem aufbocken des Wagen sowie der Demontage des Rades.
Als nächstes demontieren wir den Bremssattel inkl seines Halters und sichern ihn. Darauf achten das der Bremsschlauch nicht zu sehr verformt wird. Dieser muss ansonsten getauscht werden was gerne durch eine völlig verrostete Verbindung am Federteller verhindert oder zumindest erschwert wird. Also penibel drauf achten!
Die Bremsscheiben vorne sind mit einer kleinen 5er Inbus Schraube gesichert, diese entfernen und die Bremsscheibe abnehmen. Nun hebeln wir die Schutzkappe des Radlagers ab und lösen die Sicherungsmutter, ebenfalls ein 5er Inbus, und nehmen diese ab. Vorher natürlich die Entstörfeder entfernen!
Nun können wir die Nabe abnehmen, die vor der Sicherungsmutter verbaute Unterlegscheibe säubern und beiseite legen, diese wird wiederverwendet. Man sieht hier bereits schön das der Dichtungsring bereits Feuchtigkeit in Richtung der Spingel durch gelassen hat. Das vordere, kleine Radlager hat sichtlich gelitten:
Das alte und verunreinigte Fett muss komplett entfernt werden da hier ansonsten die Gefahr besteht dass die Spindel Laufspuren davon trägt. An dieser Stelle bietet es sich zudem an einmal nach den ABS Sensoren zu schauen und diese am Radträger zu lösen. Mit einer weichen Drahtbürste kann man den über die Jahre angesammelten Dreck entfernen und die Sensoren dann wieder an ihren Platz bringen.
Nun können wir uns den Radnaben zuwenden, diese benötigen am meisten Aufwand da die Kegelrollenlager hierin versteckt sind. Hierfür spanne ich die Nabe in einen Schraubstock ein, mit der Rückseite nach oben. Wie auch in meinem Falle sind die Dichtungsringe häufig böse angerostet und gehen daher eine dauerhafte Verbindung mit der Nabe ein. Hier hilft dann nur rohe Gewalt mit Hammer und Meißel.
Gesagt getan, nach mehreren Schlägen lässt sich der Ring dann heraus hebeln und das hintere Kegelrollenlager ist freigelegt:
Die Nabe sollte nun bis in die letzte Ecke gesäubert werden, anschliessend schauen wir uns die Lagerringe der Radlager an. Sind diese ohne Einlaufspuren können diese durchaus weiter verwendet werden, im Zweifelsfall aber doch lieber ausgetauscht werden. Zum Ausschlagen nimmt man entweder passende Nüsse aus dem Werkzeugkasten oder man erhitzt die Nabe mit einer Lötlampe oder auf einer Herdplatte. Spätestens hier freut man sich wenn die Nabe vorher wirklich porentief gesäubert wurde, andernfalls verbreitet sich der Duft von altem Wälzlagerfett sehr schnell im Raum und Umgebung. Aus Erfahrung mit Mutti von früher weiss ich das die Damenwelt sich nicht im gleichen Maße wie wir darüber freut das bei entsprechender Temperatur der Sitzring fast von alleine heraus fällt. Handschuhe sind jetzt spätestens Pflicht, Helm je nach Wohnsituation.
Und wieder retour!
Beim Einbau fetten wir zuerst das innere der Nabe mit Castrol LMX ein, Menge gemäß dem Motto viel hilft viel. Müssen neue Sitzringe eingepresst werden bietet es sich an die alten als Werkezeug beim einschlagen zu missbrauchen. Darauf achten das der Ring gleichmäßig in den Sitz rutscht und nicht verkantet. Im Anschluss setzen wir das ebenfalls gefettete Kegelrollenlager ein und geben auch hier noch eine Schicht Fett dazu. Anschliessend verschliessen wir das ganze mit einem neuen Dichtring. Hier ebenfalls vorsichtig arbeiten, man hat eigentlich nur einen Versuch.
Als nächstes schieben wir die Nabe wieder auf die Spindel des Achsschenkels. Dies sollte eigentlich saugend schmatzend von statten gehen, ist das nicht der Fall hilft auch hier wieder Hitze aus der Lötlampe. Sitzt die Nabe kann das vordere Radlager eingesetzt werden, dann die Sicherungsscheibe und die Sicherungsmutter. Diese dann so fest ziehen das die Sicherungsscheibe sich gerade noch mit einem Schraubendreher bewegen lässt. Ist die Mutter zu fest sterben die Lager ziemlich schnell, ist sie zu locker haben sie zuviel Spiel. Und sterben dann auch alsbald!
Zu Guter letzt noch die Entstörfeder montieren und anschliessend die Fettkappe ansetzen und vorsichtig in ihre Passform massieren. Man könnte hier für auch eine Nuss verwenden allerdings müsste diese irgend etwas in Größe 48+ haben. Sowas findet sich eigentlich nur noch in LKW Werkstätten.
Daher lieber mit Gefühl einschlagen!
Tja, Bremsscheibe und Sattel montieren, Rad wieder drauf, fertig ist das ganze…
