Und wieder ein 210er
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wagen210?

wagen210?

Neben in erster Linie Kundenautos treiben uns im Moment leider wenig eigene 124er Themen. Mit etwas Glück bekommen wir über die Feiertage evtl. mal die Scheinwerferreinigung ins Cabrio implantiert und dann mal wieder etwas Content für die Seite. Der einzige Allwetter-Kombi steht nun auch im Winterlager und das einzige Fortbewegungsmittel ist daher der S210….

Arbeitstiere

Und da haben sich nach einigen Kilometern natürlich auch Themen angebahnt die im täglichen Gebrauch nicht zu vermeiden sind. Ein Lenkstockhebel hier, Motoröl da. Ganze 8 Liter nimmt der Trumm. Und langsam kommt der Rost. Alles völlig normal. Aber was schon langsam zu nerven beginnt ist der Verbrauch. Hochgerechnet 40.000-50.000km werden es jetzt werden, Projekte zum Lackierer und zurück, Alt-Achsen durch die Republik zerren oder einfach Autos einsammeln. Der 320er macht ordentlich Kilometer, und das macht er gut. Aber alle 3-4 Tage vollmachen, das fängt nun doch langsam an zu stören. Was tun sprach Zeus?

 

 

LPG ist Murks, keine Ahnung von, mit Volllast im Hängerbetrieb extra doof, kleinere Maschine? Braucht meistens sogar mehr. Der M112 zieht im Mix 11 Liter, Anhängerbetrieb eingeschlossen. Und lange Touren mit einer Vierzylinder Luftpumpe sind unspassig. Was bleibt also?

Dieses muffige Zeug was Autos qualmen lässt, auf dem Steuerbescheid keinen Spass und im Strassenverkehr auch nicht soo richtig Freude aufkommen lässt. Diesel. Naja, also zumindest mal drüber nachdenken.

Zumindest beim Thema Fahrspaß gab’s Möglichkeiten. Die Vorkammerdiesel Variante mit dem aufgeladenen OM606 fährt sich ohne weitere Maßnahmen irgendwie auch nicht wirklich schön. Hat aber zumindest schon etwas Leistung. Leider, nur bei Vormopf Modellen verfügbar. Und die sind ohne Spoiler unschön, und meistens schon 16x mal zum Mond gefahren. Fällt raus …

Um 1998 herum waren die Vorkammerdiesel am Ende ihrer Entwicklung angekommen und die neue Generation von Dieselmotoren stand in den Startlöchern. Direkteinspritzer, mehr Leistung, weniger Verbrauch. Natürlich auch komplizierter, Hochdruckpumpen, Kraftstoffrails, CanBus. All das hat vor und Nachteile. Was alle Dieselfahrer irgendwie eint, sie haben alle einen Igel in der Tasche. Prophylaxe gibt es selten. Entsprechend selten sind taugliche Exemplare die sich im Alter für ein zweites, hartes Arbeitsleben nutzen lassen.

Wie bei jeder Suche hilft Zeit. Unter Druck trifft niemand gute Entscheidungen. Wir screenen das Angebot knappe 4-5 Wochen bis sich etwas tut. Avantgarde mit blauen Scheiben, 320CDI, Komfortsitze, Vogelaugenahorn, Bose. Die Liste ist größer als eine A4 Seite. Knapp 60km entfernt, tolle Eckdaten, Notlaufprogramm dank defekter Mittelschaltung des Fünfgang-Getriebes. Gängig Thema, machbar. Der Verkäufer hat keine Zeit für den Verkauf, 4 Tage müssen wir für eine Audienz warten.

 

 

 


Endlich vor Ort geht der Puls hoch. Ein Treffer. Knappe 190.000km gelaufen, ausser ein paar Beulen sieht er super aus. Die Winterreifen stehen daneben, der Besitzer ist nicht auffindbar. Umso besser, Bestandsaufnahme in Ruhe. Radlaufkanten, Schwellerkoepfe, Kotflügel, Heckklappe. 210er Kombis rosten überall. Nur in diesem Falle nicht. Ob das mit guter Pflege zusammenhängt oder Tatsache dass es sich um ein 2003er Exemplar aus Graz handelt kann niemand sagen. Als er vom Band lief gingen in Deutschland schon die fiesen Airmatic/SBC 211er vom Band. Er ist wirklich einer der allerletzten die wohl gebaut wurden. Foren-Legenden sprechen Steyr magische Kräfte und bessere Rostvorsorge zu. Belegen kann das niemand, wäre irgendwie auch komisch wenn ein Subunternehmer bessere Qualität liefern würde als der Auftraggeber. Bezahlt hätte ihm dies keiner. Anyway. Der Lackdickenmesser schimpft nur beim Kotflügel vorne links, alles andere ist unfassbarer Weise noch im Erstlack. Knapp 80-110mü waren es damals, liegende Flächen sehr dünn, Rest immer etwas dicker.

Dellen und Beulen ohne Lackschäden hat seltsamerweise eine ganze Menge, sogar oben links im Holm. Wie man in dieses, bahngleisdicke Blech eine Beule prügeln kann ohne den Lack zu beschädigen bleibt ein Mysterium. Ansonsten finden sich nur altergerechte Mängel. Die Dichtung der Naviantenne hatte sich aufgelöst, ein gebrauchtes Ersatzteil in obsidianschwarz ist verbaut worden. Die Scheinwerfer sind noch TÜV konform, aber alles andere als ansehnlich. Hier wird man um eine teure wie illegale Aufarbeitung nicht herum kommen. Neuteile sind nicht verfügbar und die MOPF Scheinwerfer leider nicht mehr zu öffnen. Beim Vormopf konnte man wohl noch in alter Manier die Streuscheiben tauschen.

Der Besitzer kommt, Auto auf, endlich mal reinsetzen. In der Armlehne liegt der Leder Conditioner von Dr.Wack, was das superweiche Komfortleder erklärt. Viele 210er haben knüppelharte Bezüge, auch unser Benziner. Diese sind super geschmeidig. Dunkles Vogelaugenahorn sieht man auch nicht alle Tage. Nix zu meckern, keine Anhaltspunkte für Preisnachlässe. Das Lenkrad sieht nach 200.000km aus, das liegt aber schon frisch bezogen im Lager. Ob das Comand tut ist egal, die Teile waren schon nervig als sie neu waren. Fliegt raus…

Die Anzahl an Schaltern ist für einen 124er Fahrer überwältigend. Es fehlen eigentlich nur die Alarmanlage mit Innenraumüberwachung, die filigranen, anklappbaren Spiegel und die werksseitige Standheizung. Das hat den Erstbesitzer scheinbar auch gewurmt und 2005 eine Webasto Heizung mit Funkfernbedienung nachrüsten lassen. Elektrik so lala verlegt, aber sie ist da. Warum sie nichts tut hatte 2018 schon ein Fachbetrieb eruiert, die Reparatur lt. Kostenvoranschlag hätte 600€ kosten sollen. War dem Vorbesitzer zu teuer, kann aber nichts schlimmes gewesen sein. Wird sich finden lassen. Ansonsten stört einzig die Tatsache dass der Fahrersitz nur via Memory Funktion nach hinten fährt. Meistens ein Kontaktproblem im Schalterpanel in der Tür, schlimmstenfalls ein neues Steuergerät. Auch das, machbar…

Am Tag der Besichtigung hat der Motor leider seinen Dienst quittiert. Im Notlaufprogramm dank defektem Elektronischer Wahlkulisse. Und trotzdem gefahren. Jetzt springt er nicht mehr an, was dann doch Verhandlungsspielraum ergibt. TÜV hat er noch, keinen Rost im Sichtbereich. Wir sacken das havarierte Boot für 1500€ ein und laden ihn auf. Und freuen uns wie kleine Kinder zu Weihnachten. Belege über 10.000€ gibt’s dazu, bei Mercedes abgedichtete Injektoren ua. Wunderbar, in der AGR-Dieselsoße will keiner rumfummeln. Gebrauchtwagenrechnung aus 2005 ist auch da, da kostete er nur noch 30.000€. Was für eine Geldverbrennung, neu dürfte er bestimmt über 100.000€ gekostet haben:

Copyright: Daimler AG

Copyright: Daimler AG

 

Beim durchblättern der Unterlagen taucht dann noch dieser lustige Kostenvoranschlag auf:

Die Reparatur der Schaltkulisse wurde mit knapp 1.000€ angeboten, obwohl das Teil überhaupt nicht lieferbar ist. Zum Glück wusste der Mercedes Mitarbeiter aber direkt einen KFZ-Verwertungsbetrieb in Lüneburg der den armen Teufel von seiner Last befreit hätte. Das ist nett, Service mit Stern. In der Heide ist die Welt noch in Ordnung, man hilft sich untereinander. Ein Schelm wer da böses denkt.

 

Felgen sind zu klein und eh nicht eingetragen, die kommen runter. Eine Partnerwerkstatt kümmert sich um die Reanimation, wir spülen ihn nur schnell ab. Hoffentlich läuft er vor Weihnachten noch. Falls nicht wäre das auch nicht schlimm und würde nur die Vorfreude anheizen. Bei dem Einstandskurs bleibt viel Luft für weitere Invests. Erste Stimmen im Kopf werden laut, viel zu schade, erhalten usw. Bloß nicht hinhören. Lieber von Carlsson C-Tronic, Brabus D6 und ausgedehnten Urlaubsfahrten in Italien bei 7 Liter Verbrauch träumen. Diesmal könnte es tatsächlich mal einer zum festhalten sein. Prädestiniert für die in Bau befindlichen 210er Achsen die wir für den Webshop vorbereiten ist er alle mal.

Bis dahin arbeitet der 320er Benziner artig weiter, verkauft ist er schon. Nur 5 Stunden online, langsam aber sicher ist auch bei den 210ern Dampf auf dem Kessel…

 

Mehr vom Diesel-Panzer hoffentlich bald…

 

 

 

 

 

 

 

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