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Schneller als gedacht – es lebt

Schneller als gedacht – es lebt

Wenn man sich viel mit alten Daimlern beschäftigt lernt man eines früher oder später auf die harte Tour. Die Dinger machen was sie wollen. Zeitpläne, Deadlines, es läuft selten so wie man es sich vorstellt. Irgendeine Schraube ist immer fest, irgendein Pfusch taucht auf den man nicht hat vorher sehen können. Ganz, ganz selten geht es aber auch einfach…

Unter den Lebenden

Umso besser ist es einfach immer vom schlimmsten auszugehen. So enttäuscht man sich nicht selbst und freut sich wenn Dinge besser und schneller laufen als geplant. So geschehen mit dem Diesel. Der kleine Funke Hoffnung dass einzig und allein die Schaltkulisse das Auto vom fahren abgehalten hat, irgendwie glaubt man nicht dran. Auto-Team Kröcher in Lütjensee verfügt glücklicherweise über das Equipment in alle Steuergeräte zu linsen und ggf. auch die vorliegenden Fehler zu löschen. Da neben der Schaltkulisse noch ein Dutzend weiterer Fehler vorlagen, und viele davon mit dem Thema Kraftstoff zu tun hatten, kann man von Glück reden dass es doch so einfach war. Ohne ausreichend Diesel im Tank springt auch der robusteste Motor nicht an. Fünf Liter getankt, einen Wolf georgelt und das Auto sprang an. Der Tank war einfach leer. Unfassbar…

Probefahrt!

Kurz vor Reserve, aber für eine kleine Runde reicht die Zeit. Wie viele Lampen im Tacho künden von baldiger Arbeit? Er orgelt noch ein wenig, springt aber nach wenigen Sekunden an. Die eigenen Erfahrungen beruhen maximal auf 124er Dieseln, dieser ist viel ruhiger, sehr leise nagelt er vor sich hin. Auf geht’s, besser erstmal Nebenstraßen. Die Bremsscheiben mahlen, der Wagen stand mehr als das er (im Notlaufprogramm) gefahren wurde. Und der Schwerpunkt des Autos tänzelt von vorne links nach hinten rechts, vorne rechts, hinten links. Die Räder haben 8mm, sind aus 2016 aber scheinbar eckig. Man wird fast seekrank.

Aber alles tut seinen Dienst. Alles. Er fährt so selbstverständlich und unauffällig das es fast schon verdächtig ist. Auffällig nur das der Thermostat zu hängen scheint, bei 60 Grad. Man sucht weiterhin den Haken. Um den doch noch zu finden fahren wir den Kutter zu k&l wo wir kurz auf eine Bühne dürfen. Hoch damit, wo sind die Löcher. Auch hier wird er uns enttäuschen.

Hoch damit

An keiner Stelle lohnt es sich überhaupt mal zu stochern. Am schlimmsten sieht die Querlenkerkonsole vorne links aus, aber selbst das ist lächerlich. Vorderachse im Werkszustand, und keineswegs schlecht. Sie ist nicht mal rostig. Das ein Stoßdämpfer nach 18 Jahren in so einem Eisenschwein am Ende seines Produktlebenszyklus angekommen ist, völlig normal. Richtig verhaltensauffällig sind nur die Koppelstangen und/oder Stabigummis. Diese poltern schrecklich. Eine Komplettkur wird hier Sinn machen, ein Nachmittag und alles ist erneuert.

Hinten findet man einen durchgeglühten Endtopf, witzigerweise ab Werk ohne Mittelschalldämpfer. Der muss neu. Der größte Einzelposten mit ca. 250€. Ansonsten fängt der Hinterachsträger ganz langsam an braun zu werden und auf den Flächen findet sich vereinzelt oberflächlich beginnender Rost. Aber eben von der Art das man ihn weg schleift, Dickschichtgrundierung aufträgt und die Sache damit erledigt ist. Etwas perplex stellen wir ihn wieder auf seine eckigen Räder.

Nachdem die alte Bremse wieder etwas greift traut man sich auch mal die fast 500Nm mal zu ertasten. Schon ein Gang zurück und er schiebt gewaltig nach vorn. Auf der A39 Richtung Lüneburg dann mal Kickdo… Pling. Na da ist sie doch, die erste Fehlermeldung. EPC, bitte Werkstatt aufsuchen. Da kommen wir her, unterschiedliche Möglichkeiten gibt es jetzt. Zu wenig Druck im Diesel Rail aufgrund von Falschluft ist eine. Diese Polyamid Leitungen die es auch am OM606 gab, dieser hat sie auch. Die einfachere Variante, Fahrpedalsensor & Gaspedalpotentiometer. Die analogen 124er Fahrer kennen das erstgenannte Teil als Kickdownschalter. Nicht so abwegig, bei 190.000km und dem Auspuff nach zu urteilen 2-3 Vollgasfahrten. Vielleicht mal zu doll getreten worden. Das 20€ Teil vom Daimlerhändler ist bestellt.

Resümee & Fahrplan

Bremse, Auspuff, und Flüssigkeiten. Eine Getriebespülung wird hier sicherlich Sinn machen. Räder sind schon beim Beschichten. Eine Handvoll Beulen und Kantenrost hinten links am Radlauf. Ach ja, der rechte Kotflügel ist hässlich getroffen worden, der Zaun-Vorfall. Aber rostfrei ist er, also wird er gerettet. Neuteile gibt es keine mehr.

Grob überschlagen gehen knapp 2.000€ in das Auto um ihn technisch einwandfrei, Rost- und beulenfrei zu machen. Räder inkludiert. Sofern die Hochdruckpumpe und Peripherie durchhält. Aber bei dem Einstandspreis fast schon unerhört wenig.

Gut durch die 18 Jahre ist er also marschiert, die Mängel nur dem Alter geschuldet. Wir werden vermehrt Ausschau halten nach späten T-Modellen aus Österreich, soviel ist sicher…

 

 

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