E300TD Restauration – Komplette Fahrwerksüberholung Teil 2 – Hinterachse

Weiter geht’s, Hinterachse!

Man muss es sagen wie es ist, die Vorderachse ist ein Kinderspiel im Vergleich zum Hinterachsbereich. Hier erschweren je nach Antriebsart und Ausstattung etliche zusätzliche Komponenten die Arbeit. ASD/ASR, Niveauregulierung, Benzinpumpenpakete, undichte Tanks. Hier kann man sich gut und gerne doppelt so lange beschäftigen wie vorne!

Der E300TD bietet hier einige Vorteile. Er hat im Gegensatz zum 300TE weder Benzinpumpen noch ein automatisches Sperrdifferential. Weniger Leitungen also die erneuert werden müssen. Die Niveauregulierung ist bei allen Kombis vorhanden und ist ein harter Gegner, hier verschwinden etliche zusätzliche Euros. Aber eins nach dem anderen.

Der Ausbau

Als erstes wird die Heckstossstange abgebaut, anschließend die Anhängerkupplung ausgebaut. Nun ist der Platz frei und wir können uns dem Tank widmen. Einem langen Hebel und 18er (!) Inbus aus dem Containerschiffbedarf öffnen wir die Ablassschraube des Tanks und mindern so das Risiko in Diesel zu baden. Ist der Tank ausgebaut folgt die Kardanwelle am Differential und die Lager des Achsträgers werden mit Rostlöser aufgeweicht.

 

Alt und Neu. Bis Neu unter dem Wagen hängt dauert es noch

 

Da keine wirkliche Eile herrschte haben wir dann einfach einen Tag ins Land ziehen lassen und uns dann mit dem Lösen der 3 noch am Wagen befindlichen Lager beschäftigt. Zu unserer Freude fiel die Achse wirklich fast von selbst heraus.

 

 

 

 

Nicht gut, nicht schlecht, 300.000km halt

 

Wie beim vorderen Teil, Bestandsaufnahme!

Achsaufnahme rechts vorne war bereits abgerissen, die war schon vorher bekannt und notdürftig geflickt. Bremsleitungen hatte ich bereits erneuert, der Rest war für die Laufleistung erstaunlich gut beisammen. Das Differential heulte zwischen 80 und 120km/H bestialisch und ist mit den Antriebswellen direkt auf den Schrott gewandert. Achsschenkel und Träger gingen ins Lager. Bis hierhin war ein kompletter Tag weg.

 

 

 

Der Aufbau

Zuerst habe ich die Achsaufnahme komplett heraus getrennt und den umliegenden Bereich neu aufgebaut. Mit einem Einschweissblech von Monopoel ging es dann weiter, der alte Träger dient dabei als Lehre. Danach die Löcher an den Leitungshaltern verschlossen. Als nächstes wurde dann der grobe Rost entfernt und die Stellen vor neuer Korrosion provisorisch geschützt. Die anschließende Reinigung mit weichen Messingbürsten sowie das Entfetten mit Verdünnung waren der letzte Schritt bevor wieder einmal das nervige Abkleben anstand. Je mehr Mühe man sich hier gibt umso weniger Arbeit hat man im Nachgang, der Sprühnebel kommt wirklich überall hin.

Reste der alten Konsole raus meißeln

Entlackt und entrostet. Der anstrengendste und dreckigste Teil

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nachdem der Unterboden nun frei von Rostlöchern und Dreck war wurde alles bis in die letzte Ecke mit Verdünnung gereinigt. Ein Mundschutz und Handschuhe sind hier wärmstens zu empfehlen. Die ersten beiden Schichten Brantho Korrux Nitrofest in Rotbraun wurden per Lackierpistole aufgebracht. Hierdurch sieht die Oberfläche einfach schöner aus, trocknet schneller durch und das Arbeiten an sich ist einfach sauberer. Die Bereiche an denen die Karosseriedichtmassen entfernt werden musste ist diese natürlich erneuert worden. Anschließend folgten 2 Schichten Brantho Korrux 3in1. Unter Verwendung des Härters waren beide Schichten übrigens nach jeweils einem Tag komplett ausgehärtet, das Endergebnis sah dann wie folgt aus:

 

 

 

 

 

 

 

Da die neue Achse schon fertig war konnte die Zeit nun dafür genutzt werden die anderen Teile entweder auf – oder vorzubereiten. Im Innenraum habe ich zudem noch die Leitungssätze für Sitzheizung, Ausstiegsbeleuchtung und Aussentemperaturanzeige verlegt. Besser als bei einer Hinterachsinstandsetzung kommt man nicht an die Kabelkanäle heran.


Außerdem mussten noch die Halter des Tank pulverbeschichtet, der Tank und die Auspuffanlage lackiert werden. Der Tank wurde an den Falzen vorsichtig entrostet und dann in schwarzes Brantho Korrux 3in1 gehüllt.

Nachdem auch die letzte Fuhre mit Haltern und Schrauben vom Beschichten zurück war konnte es los gehen mit dem Verlegen der neuen Leitungen. Erneuert wurden jeweils Vor – und Rücklauf der Kraftstoffversorgung in 8mm sowie der Niveauregulierung in 6mm ATE Rohren. Die kleinen Leitungen am Regler der Niveauregulierung zu den Hydrospeichern wurden ebenfalls erneuert, hier haben die Leitungen einen Durchmesser von 4,75mm. Erik die kleine Leitungs-Biene war so nett sich dem Thema anzunehmen und sie wieder einmal kunstvoll unters Auto zu bugsieren.


Die letzten Teilebestellungen bei Mercedes waren nun auch erledigt und die aufbereiteten Teile vom Beschichten zurück. Nach der ganzen Quälerei kam jetzt also der angenehme teil, Neuteile unters Auto schrauben!

 

 

 

 

 

 

Der Einbau

Endlich das sperrige Biest montieren. Mit zwei Helfern und einem großen Wagenheber haben wir die Achse unter den Wagen bugsiert. Die von Lemförder mitgelieferten Schrauben der vorderen Achslager sind mittlerweile übrigens zu kurz, hier mussten wir dann leider erstmal andere Schrauben verwenden müssen. So macht Schrauben Spaß!

Fertig zum Einbau

Chaos pur


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nun galt es die Gelenkscheibe am Differential zu verschrauben, die Handbremsseile einzuhängen und den Stabilisator mit den Federlenkern zu verbinden. Jetzt noch die Bremse montieren und die Achse selbst ist eigentlich fertig. Als nächstes waren die Anhängerkupplung sowie der Tank an der Reihe. Da die Befestigungsschrauben des Kugelkopfes leider neu nicht zu finden waren habe ich alles strahlen und gelbchromatieren lassen. Allemal besser als braune Schrauben!

Zuletzt der Kleinkram, Unterbodenverkleidungen etc. Dann endlich die neuen Betriebsflüssigkeiten, unter anderem für das Differential und die Bremse. Ein letzter Check ob alles fest verzurrt ist, dann ging es zur Einstellung des Fahrwerks. Die anschliessenden Restarbeiten zogen sich dann noch ein paar Abende hin, mittlerweile ist aber alles fertig und der Diesel hat eine knapp 3.000km lange Tour in Südeuropa überlebt. Bis auf ein kleines Malheur mit dem rechten Radlager vorne alles wie es sein soll.

 

Fertig!


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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