Motorkabelage E220 M111
Mit der zweiten Modellpflege 1993 stellte Mercedes seine Motorenpalette auf Vierventiltechnik um. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, kamen damit auch neue Probleme, sobald die Autos alterten. Die an vielen Teilen der Motorelektrik verwendeten Kabel entledigen sich irgendwann von ihrer Isolierung. Als Folge verschlechtert sich der Motorlauf zusehendst bis irgendwann durch den Tod von Steuergeräten gar nichts mehr geht.
Der Neuzugang hat einen dieser Motoren, den M111 getauften 2.2 Liter Benzinmotor. Bei einer Laufleistung von um die 230.000km und einem Vorbesitzer, der ungern in den Erhalt investiert hat, bedeutet das: Grosse Hafenrundfahrt!
Auswirkungen
Schon in der Annonce wurde ein schlechter Motorlauf erwähnt. Auf Nachfrage, was denn alles gemacht wurde in den letzten Jahren, war die Antwort entsprechend kurz („Nix“). Speziell im kalten Zustand reisst der Motor daher gerne das Gas hoch, auch bis zu 3000 Umdrehungen. Auch im warmen Zustand sägt er stark im Leerlauf. Für eine 30km lange Überführung reicht es, für den Alltagsbetrieb muss etwas passieren.
Ausbau
Wo der Hase im Pfeffer liegt, erkennt man relativ schnell. Haube auf und die Kunststoffverkleidung vorne am Ventildeckel entfernen. Dahinter befinden sich die Temperaturfühler. Auch im Bereich der Ansaugbrücke liegen einige Stecker bei denen man die brüchige Isolierung erkennen kann. Der gesamte Motorkabelbaum ist dann ebenso befallen, ein Austausch einzelner Litzen vertane Zeit. Wir bauen den Kabelbaum also aus und machen uns auf die Suche nach einem Austauschteil.
Um den Kabelbaum auszubauen, muss das Rohr vom Luftfilterkasten sowie die Drosselklappe demontiert werden. Letzere braucht im übrigen auch eine Kur, die Verkabelung unterliegt dem gleichen Verfall. Um sie auszubauen, muss die Verstärkung zwischen Ansaugrohr und Motorrumpf ausgebaut werden, nur dann kommt man an die Steckverbindung heran.
Um die Steckverbindungen an Steuergerät und Co zu lösen, baut man zudem die Batterie aus. Dahinter findet sich das Motorsteuergerät:
Was jetzt noch fehlt, ist der kleine Kabelbaum, der die Zündspulen anbindet. Dieser verläuft überhalb der Ansaugbrücke bis runter zu den unterhalb verbauten Zündspulen. Der verbaute war so marode, dass er nicht mal in einem Stück auszubauen war.
Woher Ersatz?
Bei Mercedes kosteten die Kabelbäume zuletzt bis zu 1400€. Häufig ist das alte Lagerware, die nach wenigen Jahren wieder brüchig wird. Daher haben wir uns auf die Suche nache einem Spezialisten gemacht. In den letzten Jahren haben sich einige Betriebe darauf spezialisiert, die alten Kabelbäume instandzusetzen, häufig unter Verwendung der alten Stecker. Diese kosten teilweise abartiges Geld, daher verwendet man am besten so viele der alten wie möglich. Die Wahl fiel auf die Kabelbaumschule von Frank. Nachdem wir unseren alten Kabelbaum zu Frank geschickt hatten, dauerte es eine knappe Woche und der neue Kabelbaum lag vor der Tür. Bei seinen Kabelbäumen sind unter anderen die teuren Koaxialkabel auch mit erneuert, fast alle Stecker neu und die Kabelschiene wurde erneuert. Die Wicklung von Silikonkabeln ist auch eine Kunst für sich, sieht bei unserem Exemplar aber wirklich toll aus!
Der Einbau
Der Einbau erfolgt natürlich in umgekehrter Reihenfolge, beginnend am besten mit dem Zündspulenkabelbaum. Danach liegt der Motorkabelbaum wieder auf der Ansaugbrück. Befestigt wird die Kabelschiene vorne am Zylinderkopf, hinten an der Ansaugbrücke sowie vorne hinter der Servopumpe:
Der Anschluss aller Stecker ist eigentlich selbsterklärend, nur vorne an den Temperaturfühlern muss man etwas aufpassen. Fotos vom Ausbau, sofern man welche gemacht hat, helfen aber notfalls! Es sind aber alle Kabel so verlegt, dass sie genau am richtigen Ort ankommen. Hinter der Batterie wird das Motorsteuergerät verbunden, dann noch der Luftmassenmesser sowie Drosselklappe und man kann den ersten Testlauf machen…
Beim M111 dauert der Wechsel mit etwas Übung 2-3 Stunden, es lohnt sich dabei gleich die Zündkabel zu erneuern.
In unserem Falle lief der Motor mit dem neuen Kabelbaum schon Lichtjahre besser, allerdings noch nicht zufriedenstellend. Da hierfür aber andere Teile verantwortlich sind, haben wir also noch genügend Stoff für weitere Dokus. Und auch den Grund, warum die Kabel teilweise noch etwas wüst verlegt sind – es folgte noch einiges an Arbeit bis dieser Motor so lief wie er sollte!
