Restauration Leder Champignon
Nachdem wir dem Turmalin-Kombi mit Meguairs Produkten eine Grundreinigung verpasst haben blieben einige Stellen übrig die mit Putzen nicht zu beseitigen waren. Normale Spuren der Jahre, speziell bei einem hellen Leder. Feine Microrisse, Abschürfungen und sogar 2 offene Stellen gab es zu beklagen. Was auf den ersten Blick vielleicht unlösbar scheint ist mit den richtigen Mitteln & Werkzeugen in einem Gewissen Maß reversibel.
Es überrascht hoffentlich niemanden, aber die Lederhäute die für die Autoindustrie verwendet werden sind von Natur aus nichts Schwarz, Blau oder Grau. Sie werden lackiert wie die Außenhaut eines Autos. Auch wenn Champignon dem natürlichen Farbton des Leder wohl am ehesten Nahe kommt, es ist ein flexiber Lack. Und mit diesem Wissen kann man sich dem Thema stellen.
Einkaufsliste
Im Grunde gibt es nur 2 Unternehmen die für Endverbraucher Materialien für diese Arbeit anbieten. Volico und das Lederzentrum. Letztere bieten zu den Lacken noch eine komplette Palette mit Mitteln und Werkzeugen an damit die Arbeit auch wirklich gut wird. Daher haben wir uns auch dort eingedeckt. Für Interessierte was das Lederzentrum sonst so treibt kann man sich bei Kassenzone.de im Podcast anhören. Wirklich spannend wie groß das ganze Thema eigentlich ist!
Was brauchen wir? Die Lederfarbe selbst, Flüssigleder zum Auffüllen von Rissen sowie Reinigungsbenzin, Schleifpapier, Spachtel und Versiegelung.
Ausgangszustand
Was also wollen wir beheben? Der Beifahrersitz hat zwei Risse die glücklicherweise nicht allzu groß sind. Sitzfläche vorne sowie im Lochlöcher, kurz vor der Rückenlehne. Die Mittelarmlehne weist einen gebrochenen Keder sowie bereits verpfuschtes Leder im vorderen Bereich auf. Der Fahrersitz ist im Einstiegsbereich und an den Wangen der Sitzfläche stark angegriffen:
Erster Step: Entfetten und schleifen
Damit die ganzen Zaubermittel auch ihre volle Wirkung entfalten können ist es wichtig das Leder zu entfetten. Erst recht wenn das Leder kurz zuvor mit Pflegemitteln behandelt wurde die in den meisten Fällen aus Ölen bestehen. Darauf kann kein Lack der Welt halten…
Zweiter Step: Risse unterkleben & auffüllen
Zuerst die beiden Härtefälle. Bei Rissen ab einem Zentimeter und mehr sowie an Stellen an denen die Belastung sehr hoch sollte vorm Einsatz des Flüssigleders unterklebt werden. Dafür bringt man einen Trägerstoff unter den Riss ein welcher dann mit Lederkleber fixiert wird. So stellt man sicher dass das Flüssigleder auch an Ort und Stelle bleibt und der Riss sich nicht einfach wieder öffnet.
Die Stelle wird nun in mehreren Durchgängen aufgefüllt, Geduld ist hier der Schlüssel. Die Schichten müssen jeweils ausgehärtet sein damit man die nächste auftragen kann.
Hier wird ersichtlich warm das Lochleder der komplizierte Fall ist. Die Löcher müssen wir noch einbringen, ansonsten würde man die Stelle ja sofort entdecken. Auf normalem Glattleder ist nach 2-3 Durchgängen schon kaum mehr auszumachen wo der Riss war.
Microrisse sind aus 2 Gründen ärgerlich. Zum einen sammelt sich hier sichtbar der Dreck, zum anderen werden diese immer größer bis das Leder irgendwann komplett einreißt:
Links der Bezug des Fahresitzkissens vorher und nach dem ersten Auffüllen. Schön zu sehen dass die Risse verschwinden. Allerdings sieht man im direkten Vergleich auch wie unterschiedlich patiniert das Leder ist. Knapp 3 verschiedene Nuancen Champignon lassen sich ausmachen.
Ein weiterer Härtefall, die Mittelarmlehne. Zuerst wird der Pfusch runter geschliffen und dann der Keder in mehreren Durchgängen aufgefüllt.
Bevor es ans Nachtönen geht muss das Lochleder noch präpariert werden. Die Löcher zeichnet man vorher auf und durchsticht den Bezug dann mit einer heißen Nadel. Anschliessend wieder schleifen:
Dritter Step: Lederfarbe auftragen
In 2-3 Durchgängen wird nun die Lederfarbe aufgetragen. Entweder man tupft sie mit kleinen Schwämmen auf oder man lackiert sie entsprechend verdünnt mit einer kleinen Airbrushpistole auf.
Und ab dem dritten Durchgang ist alles wieder schön einheitlich:
Die Mittelarmlehne ist auch wieder ansehnlich. Im Aussenbereich fotografiert wirkt die Farbe etwas anders:
Vierter Step: Versiegelung und Lederpflege
Um das Ergebnis möglichst lange zu erhalten ist es wichtig eine Versiegelung aufzutragen. Ist diese durchgetrocknet noch etwas Lederpflege drauf und das ganze ist fertig.
Kann sich sehen lassen:
