Riemenspanner erneuern 300CE 24V M104
Schon bei der Probefahrt des Cabrios war bei kaltem Motor ein leises Zwitschern zu vernehmen. Innerhalb kürzester Zeit wurde das Geräusch lauter und dauerhaft präsent, der Riementrieb schien bei 210.000km sein Leben langsam aber sicher auszuhauchen. In einem 135.000DM Auto herum zu fahren mit kreischendem Keilriemen, peinlich! Zeit für eine Überholung!
Vorbereitungen
Der im Cabrio verbaute M104.980 glänzte damals mit wunderbaren Abgaswerten die seiner Zeit vorraus waren. Erreicht wurde dies unter anderem durch eine schöde Luftpumpe die im Kaltlauf Frischluft in den Abgaskrümmer warf um den Katalysator schneller aufzuheizen. Angetrieben wird diese über den Keilriemen. Die Pumpe wurde später durch andere Krümmer ersetzt. Warum erzähle ich das ganze?
Es gibt eine handvoll unterschiedliche Riemen für diesen Motor weshalb es Sinn macht den Keilriemen mit Fahrgestellnummer zu zuordnen und dann direkt bei Mercedes zu beziehen. Im Zubehör wird auf das Thema leider nicht eingegangen und so passiert es gerne dass der im freien Handel gekaufte Riemen eben zu kurz ist.
Gesagt, getan:
Im EPC lässt sich schon ein bisschen erahnen was auf einen zukommt, um ganze 9 Riemenscheiben und Umlenkrollen wird das Teil gewickelt. Handschuhe sind hier wärmestens zu empfehlen, die Pfoten sind sonst schnell blutig!
Neben dem Keilriemen selbst ist es ratsam zu prüfen welche Teile man am besten gleich mit auswechselt. Sinnvoll ist auf jeden Fall der Spannarm selbst sowie die dazugehörige Spannschraube. Diese reisst bei zu grosser Belastung gerne aus, je älter umso spröder sind sie. Pflicht ist der dazugehörige Riemendämpfer von INA oder Stabilus. Die Kür und nicht wirklich notwendig sind ein neuer Spannarmhalter sowie die neue Riemenscheibe hinter dem Viscolüfter. Neue Schrauben in gelbchromatierter Version waren ebenso im eigenen Lager, also wirds natürlich auch verbaut! Der im Bild zu sehende Conti Riemen war übrigens der falsche! 😀
Spezialwerkzeug
Für Arbeiten an der Vorderseite aller M103 und M104 Sechszylinder sind 2 Werkzeuge unerlässlich. Zum einen der Gegenhalter für die Riemenscheibe des Viscolüfters. Dieser ist entweder direkt bei Mercedes zubekommen, Teilenummer 1035890040 oder im Zubehör. KS Tools führt das Werkzeug unter EAN Code 4042146605356. Ohne dieses Teil braucht man garnicht erst anfangen!
Des weiteren wird ein Inbus Bit in Schlüsselweite 8 benötigt. Der R6 Motor bietet sehr wenig Platz vorm Kühler was das lösen der Schraube zu einer echten Tortur machen kann. Für mich bewährt hat sich ein sehr langer Ringschlüssel in Schlüsselweite 10 welcher den Bit aufnimmt. So lassen sich selbst stark korrodierte Schrauben knacken. Ist die Schraube zu fest oder gar schon überdreht muss der Kühler ausgebaut werden, und selbst dann sind nur 3-4cm mehr Platz vorhanden.
Ausbau der Altteile
Los gehts, zuerst die Lüfterverkleidung ausbauen. Zwingend notwendig ist es nicht, um den Stirndeckel zu reinigen empfiehlt es sich aber alles inkl. der Verteilerkappe zu demontieren. Dann die Riemenscheibe mit dem Werkzeug blockieren und das Lüfterrad ausbauen:
Die für das Werkzeug vorgesehen Nut hinter der Riemenscheibe legt man am besten mit Bremsenreiniger frei. Da der M103/M104 gerne am Stirndeckel Öl verliert ist die Nut gerne hinter einer dicken öligen Kruste versteckt. Mit dem SW8 Bit und dem langen Ringschlüssel knackt man nun die Schraube des Lüfterrads und der Riementrieb liegt endlich frei:
Jetzt noch schnell die Schrauben der Servo-Riemenscheibe lösen, ohne Riemen kann man hier viel Zeit verschwenden. Nun gehts an die Demontage des Keilriemens. Hierfür wird zuerst die dicke Schraube am Spannarm gelockert, erst dann wird die Spannschraube oben gelöst. Wer die Arbeit am M102 bereits gemacht hat wird sich über die Spannschraube evtl wundern. Diese hat ein Linksgewinde, darauf beim Einbau unbedingt achten sonst schraubt man sich einen Wolf und das Gewinde ist hinüber.
Schrauben alle gelöst, dann kommt der Riemen runter. Jetzt alle Schrauben des Halters vorm Spannarm lösen, was einfacher gesagt als getan ist. Teilweise sind die Schrauben hinten gekontert, für meine Bratpfannenhände war hier stellenweise nichts mehr auszurichten. Kinder, Ehefrauen oder Kleinwüchsige im Bekanntenkreis sollten jetzt zu Rate gezogen werden.
Sind alle Schrauben ausgebaut kann der Spannarm endlich entnommen werden. Übrig bleibt etwas Altmetall welches ich aber immer aufhebe, beim nächsten Gang zum Galvanisateur werden die Teile dann wieder schön gemacht. Allein der Halter des Spannarms.
An dieser Stelle sollte man über eine ausgiebige Reinigung der Motorfront nachdenken. Gegebenfalls den undichten Stirndeckel in Angriff nehmen damit hier zukünftig kein Feuchtbiotop mehr entstehen kann. Mit Kaltreiniger und Pinseln wird alles gesäubert. Stirndeckel war trocken, also Kräfte sammeln und Einbau vorbereiten.
Einbau der Neuteile
Jetzt folgt der schöne Teil. Zuerst wird der neue Spannarm montiert, mit seinem Halter gesichert und die Riemenscheiben alle wieder montiert.
Etwas fummelig ist die Montage der Spannschraube. Diese wird von unten durch die Öffnung geschoben, anders als beim M102 wo die Montage von oben stattfindet. Als nächstes alle Riemenscheiben montieren:
An der Riemenscheiben der Servolenkung nicht verzweifeln, um hier die Schrauben zu montieren hilft es die Scheibe mit einem Imbus etc zu positionieren. Dann trifft man die Löcher auch sofort:
Nun wird der neue Riemen aufgelegt. Dabei einfach am obigen Schema orientieren. Liegt er wie vorgegeben muss er noch gespannt werden. Dazu die Spannschraube spannen bis sich der Riemen gerade noch um 45 Grad verdrehen lässt. Jetzt die Schraube am Spannarm festziehen.
Verteilerkappe wieder montieren und den Motor kurz laufen lassen. Treten keine Nebengeräusche mehr auf wird alles zusammen gebaut.
Fertig!
Inklusive der Reinigung sind hier übrigens schnell 6 Stunden Zeit aufgebracht.
