W124 – Lederausstattung reinigen & pflegen

W124 – Lederausstattung reinigen

Jeder der eine Lederausstattung sein Eigen nennt wird sich damit beschäftigen dürfen wie diese sauber hält und pflegt. Das Thema wird allerdings genauso kontrovers diskutiert wie die Frage welches Motoröl denn das richtige sei. Daher dieses kleine Zusammenschreibsel eher als kleinen Erfahrungsbericht sehen denn als Empfehlung. Jeder sollte seine eigenen Erfahrungen im Umgang mit alten Ledersitzen machen, nachfolgend also meine…

Mein Hauptproblem sind in der Vergangenheit nicht unlösbar verdreckte oder zerrissene Sitze gewesen. Meistens war es meine Ungeduld. Wenn eine neue Ausstattung den Weg zu mir gefunden hat darf es gerne sofort los gehen. Will man dabei auf die für Lederreinigungen häufig empfohlenen Mittel zurück greifen braucht man häufig etwas Vorlauf um die Mittel zu bestellen. Davon einmal ab das diese häufig sehr teuer sind, sie brauchen meist ein paar Tage auf postalischem Wege bis sie zu hause angekommen sind.

Um eine Innenausstattung sauber zu bekommen nutze ich daher meist 2 Dinge die ich auch spontan im Supermarkt bekomme. Einfaches Reinigungsbenzin und eben einen Universalreiniger. Mein Favorit ist hier der Reiniger von Armor All.

img_2848Den meisten wohl eher bekannt für speckig aussehende Pflegemittel, der Reiniger ist aber seine knapp 8,00€ wert. Eher durch Zufall bin ich auf die Tatsache gestoßen das im Auto-Zubehör erhältliche Universalreiniger häufig die gleichen Reinungsergebnisse erzielen wie teure Schäume. Zusätzlich benötigt man eine mittelharte Bürste die es meist in der Abteilung bei den Schuhcremes gibt. Als letztes noch ein paar Microfasertücher oder notfalls auch normale Geschirrtücher. Unterm Strich stehen jetzt maximal 20,00€!

 

 

 

 

Los gehts!

Bevor das Leder gereinigt werden kann muss es erst von grobem Schmutz befreit werden, dafür einfach alle Pfeifen und Ritzen mit einem Staubsauger absuchen, die Kedern mit der noch trockenen Bürste säubern. Jetzt kann es ans eingemachte gehen.

Grobe Verunreinigungen entferne ich mit dem Reinigungsbenzin. Hiermit aber sparsam umgehen da die Lösungsmittel den Ruf haben die Gerbstoffe des Leders abzutöten. Das wäre der sichere Tod. Das Leder versprödet dann und wird rissig. Sparsam auf ein Mircofasertuch aufgetragen kann aber eigentlich nichts schief gehen.

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Nun gehts weiter mit dem Allzweckreiniger. Hiermit lösen wir die widerlichen Ablagerungen die tief in der Narbung des Leders stecken und aus Schweiß und Körperfetten bestehen. Aus diesem Grund reicht es auch nicht bloß mit Tüchern zu arbeiten da diese nicht in die feinen Narbungen vordringen können.

Da die Ablagerungen schwer zu fotografieren sind haben wir mal einen Filter über das Foto gelegt. Jetzt erkennt man wie sehr die Wange von Sitzfläche und Rückenlehne verschmutzt sind! Solche Verunreinigungen entstehen nur wenn das Leder jahrelang keine Pflege genießt, zum Glück sind hier keine zusätzlichen Rissen oder Schäden am Leder entstanden.

Man arbeitet sich am besten immer sektionsweise vor und trägt den Reiniger nur auf die Stellen auf die man auch wirklich bearbeiten will. Am stärksten beansprucht, speziell bei sportlich ausgelegten Sitzen, sind meist die Wangen. Durch das Ein – und Aussteigen mit ständiger Reibung gestresst wird hier der meiste Dreck zu finden sein. Den Reiniger also auftragen und mit der Bürste unter kreisenden Bewegungen einarbeiten. Den Dreck dann sofort mit einem Microfasertuch aufnehmen bevor er wieder an trocknet.

 

 

Es tut sich was!

Hat man Anfangs noch das Gefühl das der Dreck einfach überall ist und die Arbeit ewig dauert sollte nach einer Stunde das erste Erfolgserlebnis kommen. Sektion für Sektion gesäubert zeigt sich nun langsam wieder der richtige Farbton des Leders. Ich fange am liebsten mit dem Beifahrersitz an, meist weniger verdreckt und abgenutzt und daher ein schneller Erfolg.

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Hier erkennt man schön warum eine feine Bürste der einzige Weg ist den Dreck aus den Bezügen zu bekommen. Links mit einem Tuch auf auf ebener Fläche, rechts direkt in Nähe der Keder und Nähte. Ohne Bürste würden mindestens die Nähte schwarz bleiben und am Ende das Ergebnis trüben. Auch im Bereich der Keder wäre eine Reinigung kaum 100% gründlich.

 

 

 

 

Hat man sich nun durch alle Teile des Sitzes gearbeitet sollte sich das Leder stark aufhellen. Bei dunklen Sitzen ist es etwas schwieriger zu prüfen ob die Sitze sauber sind. Häufig ist das Ergebnis aber zufriedenstellend wenn sich eine Mattierung der Oberfläche einstellt. Altes, verdrecktes Leder glänzt durch die Fettschichten die sich über die Jahre angesammelt hat. Bei hellen Farbtönen wie Oriongrau oder Champignon hat man es da zumindest bei der Reinigung etwas leichter.

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Das letzte Bild ist wieder etwas bearbeitet um den Vergleich zum Ausgangszustand zu zeigen. Die Narbung ist wieder frei von Dreck, die Nähte selbst sind wieder Grau und das Leder leuchtet förmlich. So lassen sich auch die fast 25 Jahre alten Sitze wieder schön ansehen.

Letzter Schritt: Pflege

Da das Reinigen mit all den Mittelchen auch ein wenig Stress für die alten Tierhäute ist sollte nun noch etwas zur Entspannung folgen! Nein im Ernst, in erster Linie muss das Leder nun vor neuen Verunreinigungen geschützt und der Feuchtigkeitspegel im Leder wieder erhöht werden. Mein Favorit ist das oben gezeigte Mittelchen von Dr. Wack, A1 Lederpflege. Kostet knapp 15,00€ und hält bei mir für ca. 2 Anwendungen pro Jahr bei 3 Lederausstattungen. Ich trage es per Hand auf da man auf diese Weise am besten in alle Ecken kommt. Sind alle Teile bearbeitet stelle ich sie in einen Raum der sich beheizen lässt. Wärme lockert die Fasern des Leders und das Pflegemittel kann besser einziehen. Je nachdem wie strapaziert das Leder ist kann es sein das es das Pflegemittel förmlich aufsaugt. Ledersitze haben einen Feuchtigkeitshaushalt der über die Jahre ausdampft, sofern man dem Leder nicht regelmäßig (1-2x pro Jahr) etwas Pflege zukommen lässt. Ist die Feuchtigkeit aus dem Leder entwichen lässt es sich nicht mehr reparieren, es bricht und ist ein Fall für die Tonne.

Einen Tag später ist das Pflegemittel weitestgehend eingezogen, alles was übrig geblieben ist mit einem frischen Microfasertuch aufnehmen. Bei den gezeigten Sitzen habe ich das erst nach Einbau der Ausstattung gemacht, daher auf den Bildern noch etwas glänzend:

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Kann sich wieder sehen lassen, halbjährlich wiederholt dauert es dann 30 Minuten die Sitze zu erhalten. Überschaubarer Aufwand und gut angelegte Zeit!

 

~Seb

 

 

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