W124 W201 Schiebe-Hub-Dach Instandsetzung

Jeder 124er oder 201er Fahrer kennt dieses Problem, bei mangelnder Pflege des Schiebe-Hub-Daches durch einen selber oder durch den Vorbesitzer:

Entweder lässt es sich nur noch nach hinten fahren, geht schwer oder will wie in meinem Falle so gar nicht mehr.

 

Zur Reparatur wird folgendes benötigt:

 

–Knarre mit 8er Nuss und Verlängerung,

–Philipps Kreuzschraubendreher

–6 Eisstiele oder Mundspatel aus der Apotheke

–am besten zwei neue/gebrauchte Hubwinkel (gebrauchte Hubwinkel, die leicht gebogen sind oder Spiel in den Lagern haben, gleich entsorgen)

–eine Schüssel, Benzin, Borstenpinsel oder alte Zahnbürste zum Reinigen

–völlig überteuertes MB Schiebedachfett oder medizinische Vaseline gemischt mit Ballistol

–Pinsel für das Fett

–großes Tuch und Lappen

–Blindnieten-Zange

–6x 3,2mm Blindnieten ( umgangssprachlich auch Popniet genannt)

 

Wenn das Schiebe-Hub-Dach gar nicht mehr will, kommen wir zur Notöffnung des Daches.

Um den Deckel heraus nehmen zu können und an den eigentlichen Knackpunkt, die Hubwinkel zu kommen, muss der Himmel des Deckels herausgenommen werden.

Hierzu muss man zwischen den sogenannten Fensterschlüssel und den Dachhimmel, am besten mit etwas breitem und nicht scharfkantigem.

Der Himmel muss beherzt nach unten gezogen werden, sodass sich die vier Plastikklipse lösen, hierbei darauf achten nicht nur in der Mitte zu ziehen, da der Himmel sonst verbiegen kann.

 

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Hier die Position der vier Klipse

 

Wenn alle 4 Klipse gelöst sind, muss der Himmel mit Kraft nach hinten geschoben werden, wenn er klemmt ruhig noch einmal mit Schwung nachhelfen

(Kaputt gehen kann er dabei nicht).

Nun kommt man an die Verschraubung des Deckels mit den Hubwinkeln.

Die zwei Schrauben an den Hubwinkeln auf beiden Seiten lösen, nun den Deckel hinten nach oben drücken.

 

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Verschraubung des Hubwinkels am Deckel

 

In gekippter Position vorsichtig nach hinten ziehen.

Die Filzgleiter müssen aus den Schienen gezogen werden, nun hat man den Deckel in der Hand und kann ihn auf das vorher ausgebreitete Tuch ablegen.

 

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Die doppelten Filzgleiter

 

Erstmal sammelt man die Bruchteile der Hubwinkel auf und fährt dann das Dach ganz nach hinten.

Hierbei auf Geräusche achten, wenn welche auftreten, sofort anhalten und erneut schauen ob noch Bruchteile zu finden sind.

 

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Bei mir war der rechte Hubwinkel nur noch ein einziges Puzzle

 

Nun jeweils die zwei Schrauben der Schienen auf beiden Seiten lösen und diese herausnehmen.

 

Die Hubwinkel müssen an der Transportbrücke gelöst werden (3 Schrauben pro Seite).

Den Seilzug an der Transportbrücke rühren wir nicht an.

Vor entnahme der Hubwinkel müssen noch die Gleitschienen herausgenommen werden.

 

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Die Vier Schrauben pro Seite herausdrehen, Gleitschienen entnehmen und die Gleitschienen für den Himmel

 

Jetzt können die Hubwinkel etwas nach vorne gezogen und der Regenabweiser aus den Bajonetts herausgenommen werden.

Nun die Hubwinkel herausnehmen, diese dazu auf der Innenseite nach oben kippen.

 

Am besten reinigt man die Dichtung des Schiebedachs gleich mit.

Diese einfach anpacken und mit Kraft herausziehen.

Die Dichtung in handwarmes Wasser mit Spülmittel einweichen und mit einer alten Zahnbürste ordentlich Schrubben.

Um die Dichtung wieder geschmeidig zu bekommen, soll man sie über Nacht in Weichspüler einlegen (mangels Weichspüler hab ich dies nicht getan).

 

Mittels einer selbstgebauten Düse habe ich noch die Schiebedachkassette gereinigt, bzw. reinigen lassen.

Zu zweit Schrauben macht doch mehr Spaß!

 

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Nun die Hubwinkel so wie die Gleitschienen und Filzgleiter mit Zahnbürste und Benzin ordentlich reinigen.

 

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Die Filzgleiter vorsichtig mit der Kupferdrahtbürste säubern, hierbei nicht das Filz abrubbeln!

 

Nach der Reinigung muss alles ordentlich abgeschmiert werden.

Bevor wir jedoch fetten, gucken wir einmal nach einer möglichen Geräuschquelle:

 

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Die Vernietung desr Abweiser seitlich am Deckel bricht mit der Zeit auf und dadurch klappert es am Deckel.

Am besten bohrt man die drei Nieten pro Seite alle aus, da diese alle schon sehr alt sind.

Mit 3,2mm Nieten habe ich die Abweiser wieder bombenfest bekommen.

 

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Seitlich: der Abweiser

 

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Die Nietzange fest aufdrücken um eine spielfreies Ergebniss zu erzielen

 

Nun das Vaseline-Ballistol Gemisch mit einem Pinsel an folgenden Stellen auftragen.

 

Alle Reibflächen an den Hubwinkeln, sowie Gleitschienen und Filzläufer großzügig fetten.

 

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Hier der rot gekennzeichnete Bereich,

den Rest nicht!! sonst kann das Fett an den Himmel kommen.

 

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Die Lauffläche des Regenabweisers

 

Nun kommen wir zum Einbau:

Angefangen mit den Hubwinkeln, diese müssen wieder in die Schienen gelegt werden.

Nun den Wasserabweiser wieder in die Hubwinkel einhaken und das ganze nach hinten schieben,

bis die Hubwinkel wieder an der Transportbrücke verschraubt werden können.

Nun müssen die Hubwinkel an richtiger Position fixiert werden, ich hab dazu Schraubendreher genommen.

 

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Dazu das vordere Loch des Hubwinkels mit dem Gegenstück fixieren

 

Nun kann der Deckel wieder eingesetzt werden.

Dabei kommen auch die Eisstiele/ Mundspatel zum Einsatz um den Deckel auf Spannung in Fahrtrichtung zu bringen.

 

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Zwei Stiele beim Einsetzen zwischen Dach und Dichtung stecken,

den dritten zum Spannen in die Mitte stecken.

 

Der Deckel muss vorne mit dem Dach in einer Flucht sein, hinten jedoch um 2-3mm tiefer als das Dach.

 

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Bei höheren Geschwindigkeiten hebt sich der Deckel durch den Fahrtwind auf Dachhöhe an.

Damit werden Windgeräusche vermieden.

 

Nun werden die Schrauben, die Hubwinkel und Deckel verbinden, festgeschraubt.

Jetzt wird es spannend, der erste Probelauf kann vollzogen werden.

ACHTUNG: die Schraubendreher für die Fixierung vorher wieder rausziehen.

Und die Mitnehmer für das Dach waagerecht stellen, sonst kann ein neuer Hubwinkel besorgt werden und das Spiel geht von vorne los.

Bei Geräuschentwicklung sofort das Dach anhalten und prüfen woher das Geräusch kommt, wir wollen ja nicht die neuen Hubwinkel wieder zerstören.

 

Wenn das Schiebedach gut läuft und nicht langsam geht, kann der Himmel wieder eingesetzt werden.

Den Himmel bei aufgefahrenem Schiebedach einlegen und nach hinten schieben, aber noch nicht die Klipse wieder reindrücken.

Nun die Hubfunktion testen, wird der Himmel mit angehoben, können die Klipse reingedrückt werden.

Wenn nicht: Dach zurückfahren, Himmel ca. 15cm nach vorne ziehen und erneut nach hinten schieben.

Bei mir hat es auch gut fünf Versuche gekostet bis der Rechte Mitnehmer in den Himmel rutschte.

 

Wer bei seiner Schiebedachrevision Rost findet, sollte diesen natürlich direkt wegmachen,

nicht hinauszögern bis das Dach lackiert werden muss!

 

Viel Spaß und Erfolg beim Nachmachen!

 

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